Wer mit der israelischen Fluggesellschaft EL Al nach Israel reist, trifft bereits an Bord auf ein Zertifikat
vom Oberrabbinat, das versichert: das Essen hier ist koscher. Allerdings besagt es nichts über die
Qualität der Speisen, es bedeutet einfach: Auswahl und Zubereitung entsprechen den Vorschriften des
jüdischen Speisegesetzes, dem KASHRUT.
Und die sind genauestens in der Bibel aufgezeichnet, so zum Beispiel im 2. Buch Moses 23,19: Du
sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen. Das heißt: Fleisch- und Milch-speisen sind
streng voneinander zu trennen. Ein Cordon Bleu oder Käse zum Des-sert oder Milch zum Kaffee nach
einem Rindersteak: das geht nicht. Wieso und weshalb, das wird im
Buch der Bücher nicht erklärt: Gesetz ist Gesetz.
Ob koscher oder nicht, für die meisten Reisenden und für viele Israelis
stellt sich die Frage, wofür sie sich angesichts der Vielfalt der
kulinarischen Genüsse ent-scheiden sollen: orientalisch, russisch,
jemenitisch, ungarisch, billig oder teuer, schnell oder ausgiebig.
Unter den preiswerten und leckeren Speisen übertrifft die Falafel
alles. Überall werden die frittierten Kicher-erbsenkugeln mit Salatund
Gemüsebeilagen in einer Pita-Brotflade billig und stets frisch
angeboten.
Ganz in jüdischer Tradition treffen sich die meisten Israelis am Freitagabend
im Familien-kreis zum gemeinsamen Sabbatessen. Da den Juden
das Kochen, Licht anzünden, Autofahren am Sabbat verboten ist, sind
Eintöpfe, die schon vormittags im Backofen bei niedrigen Tempe-raturen
gegart werden, besonders beliebt. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich
besondere Sabbatgerichte herausge-bildet. Am beliebsteten ist der
Cholent. Kartoffeln, Gemüse, Rind-fleisch oder Lamm schmoren in einem
großen Topf langsam vor sich hin, und der kommt abends direkt vom
Herd auf den Tisch.
Wasser ist das Getränk in Israel, aber auch Fruchtsäfte sind sehr
beliebt, und an Straßenständen kann man frischgepressten Orangen-,
Grapefruit- oder Granatapfelsaft genießen.
Auch Bier wird in Israel hergestellt und wird in Dosen angeboten,
das bekannteste ist das Macabee-Bier. Jüdische Siedler begannen
Anfang des 19. Jahrhunderts mit Unterstützung des Barons Edmond
de Rothschild mit dem Anbau der Carmel Weine. Durch
das optimale Klima lassen sich exzel-lente Weine gewinnen. Aber
Weintrinker sind die Israelis nicht ge-worden. Bei religiösen Zeremonien
wird Wein gereicht, allerdings eher symbolisch nippt man am Glas, und der Wein ist meistens
sehr süß. In der traditionellen orthodoxen jüdischen Küche ist die Rolle der Frau unverändert. Sie ist
Köchin und Dienerin. Der Israeli, der am Sabbat aus der Synagoge kommt und sein Essen fertig auf
dem Tisch vorfinden will, ähnelt dem Araber, der nie einen Fuß in die Küche setzt und dort auchniemals hilft.
Annette Winter
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