Christus spricht:
„Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig
von Ewigkeit zu Ewigkeit
und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“
Offenbarung 1,18
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Das Kirchenjahr lädt uns ein den irdischen Weg Jesu geistlich nachzuvollziehen, von seiner Ankunft an
Weihnachten bis zu seiner Himmelfahrt. Dieser Vollzug ist an der Vergangenheit orientiert. Wir leben aber
nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart, wo sich unser Glaube abspielt.
Wer sich in der bildenden Kunst auskennt, wird feststellen, dass die Darstellungen in den alten Kirchen
nicht so sehr von den evangelischen Berichte aus dem irdischen Leben Jesu geprägt sind, als vielmehr von den
Jesus-Visionen aus der Offenbarung des Johannes. Ein Beispiel, nicht aus der alten Kirche, ist das Chorfenster
der Kirche in Sessenheim. Jesus wird als Weltenherrscher, der die Welt segnet, dargestellt.
Das Dorf Sessenheim mit seinem markanten Kirchturm ist unter seinen Füssen zu sehen. Dies bedeutet,
dass wir Jesus nicht mehr in historischer, sondern nur in geistlicher Gestalt kennen. Wir leben nach der
Auferstehung Jesu. Jesus, der Gekreuzigte, wurde von den Toten auferweckt und in Gottes Herrlichkeit
aufgenommen. Dies bekennen wir an Ostern.
Der Seher Johannes hört eine Stimme wie eine Posaune oder wie das rauschende Wasser. Er sieht
Christus im priesterlichen Gewand, ausgestattet mit den Symbolen himmlischer Macht. Vor dieser
Erscheinung fällt er nieder bis Christus ihn tröstet mit den Worten: „ Fürchte dich nicht! „
Die Stimme redet nicht von der Unsterblichkeit Jesu, denn die besitzt Gott allein. Sie bekundet, dass
Christus durch den Tod hindurch ins Leben eingegangen ist. Der Tod Jesu unterstreicht, dass er ganz Mensch
gewesen ist.
Christus ist nicht der unsterbliche Gott,
sondern Gott, der den Menschen auf seinem Todesweg begleitet
und dann zu einem Leben hindurchgegangen ist, das wir uns nicht vorstellen können.
In dieser Vision trägt Christus das Gewand des Priesters. Der Priester ist der Vermittler, der eine
Gemeinde um sich versammelt. Dies wird durch das Bild des Schlüssels des Todes und der Hölle ausgedrückt.
Hölle übersetzt man besser mit Totenreich. Es ist der Ort der Verstorbenen und als solcher der Bereich der
Vergangenheit. Die verschlossene Tür, die niemand öffnen kann, ist das Bild des Todes.
Christus hat diese Tür geöffnet und denen, die an ihn glauben, einen Weg der Wandlung und Befreiung
durch das Sterben hindurch eröffnet. Unser Glaube führt uns auf diesem Weg.
Bernard NIESS
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